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Kindermord in Frankfurt: Reflexe der Verdrängung

Am Frankfurter Hauptbahnhof ist ein unfassbares Verbrechen geschehen. Ein erst 8-jähriger Junge und seine Mutter werden ohne jeden erkennbaren Grund ins Gleisbett gestoßen. Der Junge ist sofort tot, die Mutter kann sich nur mit knapper Not retten. Der Täter: Ein 40-jähriger Eritreer, der bereits am vergangenen Sonntag eine Nachbarin mit einem Messer bedroht hatte. Wer kein Unmensch ist, der kann auf ein solches Verbrechen nur mit Fassungslosigkeit und mit dem tiefsten Mitgefühl reagieren.

Beinahe ebenso fassungslos machen auch die Reaktionen auf die Tat – allen voran in den Medien. Immer wieder begründen Journalisten das Verschweigen der Herkunft von Straftätern mit der Furcht vor Rassismus und Hetze. Wie blind müssen diese Journalisten eigentlich sein, wenn sie nicht merken, dass es ihre Bevormundung der Bürger ist, die Hass und Hetze schürt? Wie kann es eigentlich noch offensichtlicher werden, dass Journalisten sich hier an einem einzigen ideologisch-medialen Verschleierungsprogramm beteiligen, das nicht ohne Grund bei vielen früheren DDR-Bürgern zu Erinnerungen an vergangene Zeiten führt?

Ein offenbar nicht näher bestimmbarer „Mann“ habe die Mordtat begangen, ein „40-Jähriger“, hieß es in fast allen tonangebenden Medien. Einzig die BILD-Zeitung, N-TV, die Junge Freiheit und wenige andere Medienorgane nannten von Anfang an die Herkunft des Täters beim Namen. Mauerndes Schweigen fand hingegen auf der Startseite von „Spiegel online“ statt, wo man ohnehin erst einmal meterweise nach unten scrollen musste, um ausgerechnet hinter Meldungen wie „Mit der Billigbahn gegen den Billigflieger“ irgendwann auf die schreckliche Bluttat zu stoßen. Makabre Medienrealität in Deutschland.

Sehr viel ausführlicher und mit Extra-Artikeln berichteten die Medien übrigens darüber, dass der Täter angeblich „psychische Probleme“ habe und dass er Vater von drei Kindern sei. Wieso sind seine drei Kinder so relevant, dass sie sogar eine eigene Überschrift rechtfertigen, während die Herkunft noch nicht einmal in Nebensätzen von Artikeln erwähnt werden darf? Die Reaktionen auf das Verbrechen zeigen die seit Jahrzehnten eingeübten Reflexe der Verdrängung in den Medien!

Welchen Sinn um alles in der Welt soll dieser Vertuschungswahnsinn nur haben? Was haben die Opfer, die Angehörigen, die Gesellschaft und schließlich – was haben die Journalisten davon? Welches Interesse können Journalisten daran haben, dass ihnen die Leser wegen solcher Vorgänge irgendwann gar nichts mehr glauben – und wer könnte es diesen Lesern verdenken?

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) echauffiert sich darüber, dass „Teile der Öffentlichkeit“ bereits eine „Bewertung“ der Tat vorgenommen hätten, als noch keine detaillierten Informationen über den Täter vorlagen. Ja, warum wohl? Diese gewiss oftmals vorschnellen „Bewertungen“ sind doch die logische Folge davon, dass Seehofer und das politisch-mediale Vertuschungskartell ihre Glaubwürdigkeit restlos verspielt haben. Nicht auf „Teile der Öffentlichkeit“, sondern auf ihn selbst fällt dieses Misstrauen zurück! Wenn wir aus den Ritualen der Hilflosigkeit herauskommen wollen und die Spaltung der Gesellschaft überwinden wollen, dann müssen Journalisten daher endlich den Mut zu transparenter Berichterstattung und offener Debatte finden.